Im Eröffnungsgespräch des Kongresses „Fachkräfte im Mittelstand gewinnen und halten“ am 13. November 2025 in der Deutschen Bundesstiftung Umwelt in Osnabrück, zwischen Mark Gieseke, Geschäftsführer der Gieseke GmbH, und Michael Hafemann, Vorstandsvorsitzender der Unternehmervereinigung Klima-Frieden Osnabrück und Osnabrücker Land e.V., standen die aktuellen Auszeichnungen des Unternehmens im Mittelpunkt. Die Gieseke GmbH wurde von Great Place to Work als „Deutschlands bester Arbeitgeber 2025“ geehrt und erhielt zusätzlich die Titel „Top Company 2025“ von Kununu sowie „Beste Arbeitgeber Deutschland & NRW2025“. Diese Auszeichnungen basieren auf hervorragenden Mitarbeiterbewertungen, die insbesondere das starke Miteinander, faire Führung und die hohe Zufriedenheit der Belegschaft hervorheben. Mark Gieseke betonte, dass wertschätzender Umgang bereits eine Tradition im Familienunternehmen sei. Die Umsetzung sei in der Bauwirtschaft jedoch anspruchsvoll, da viele Mitarbeitende auf deutschlandweiten Baustellen arbeiten. Um dennoch Gemeinschaft und ein gemeinsames Wertegerüst zu stärken, werden insbesondere die Poliere regelmäßig zusammengebracht.
In der anschließenden Podiumsdiskussion „Wettbewerb und Kooperation im Personalwesen“, moderiert von Michael Hafemann und Niklas Schwichtenberg (Mach-Academy), diskutierten:
- André Schulte-Südhoff (Landesvorsitzender Die Familienunternehmer Niedersachsen),
- Marius Rabe (Ingenieurgesellschaft Mull und Partner Energy) und
- Timo Seggelmann (Entrepreneur, Geschäftsführer Oak Horizon GmbH)
über die unterschiedlichen Herausforderungen und Sorgen im Personalwesen verschiedener Branchen. Der Austausch zeigte markante Unterschiede zwischen Hightech-Unternehmen, klassischem Mittelstand und Ingenieurgesellschaften, etwa bei der Gewinnung qualifizierter Fachkräfte, den Erwartungshaltungen der jungen Generation, dem kulturellen Selbstverständnis sowie dem zunehmenden Wettbewerb um Talente.
Im Anschluss präsentierte Anjula Manamperi vom Gallup Institut Berlin aktuelle Erkenntnisse zur Mitarbeiterbindung und Arbeitsmotivation in Deutschland. Sie zeigte auf, dass laut Gallup-Daten:
- die emotionale Bindung von Beschäftigten ein zentraler Faktor für Produktivität, Kundenzufriedenheit und Innovationskraft ist,
- die Qualität der direkten Führungskraft weiterhin der entscheidende Einflussfaktor auf Engagement und Motivation bleibt,
- klar kommunizierte Erwartungen, regelmäßiges Feedback und individuelle Anerkennung besonders wirksam sind,
- Unternehmen, die aktiv in ihre Kultur und die Entwicklung ihrer Mitarbeitenden investieren, nachweislich geringere Fluktuation und höhere Leistungsfähigkeit verzeichnen.
Manamperi betonte, dass „Arbeitsplatzqualität“ heute weit über Gehalt und Benefits hinausgehe. Entscheidend seien Sinnhaftigkeit, Vertrauen, Wertschätzung und Gestaltungsspielraum. Damit knüpfte sie unmittelbar an die zuvor gelobte Kultur der Gieseke GmbH an und verdeutlichte, warum deren Ansatz in vielen Bereichen als vorbildlich gilt.

Hier knüpfte Dr. Julia Lange an, indem sie eine Gefährdung eben dieser Arbeitsplatzqualität referierte: den Stress. Sie erläuterte die zunehmende Bedeutung psychischer Gesundheit am Arbeitsplatz. Laut AOK Fehlzeiten-Report 2025 sind psychische Erkrankungen die dritthäufigste Ursache für Fehltage (12,5 %; 2023: 11,9 %) mit einer durchschnittlichen Erkrankungsdauer von 28,5 Tagen. In den letzten zehn Jahren stieg die Zahl der Ausfalltage aufgrund psychischer Erkrankungen um 43 %.Beschäftigte berichten häufig, sich durch die Arbeit gestresst zu fühlen. Sieerklärte die körperliche Stressreaktion als Allgemeines Anpassungssyndrom(AAS): eine unspezifische körperliche Anpassung an Belastungen, die evolutionär als Überlebensmechanismus entwickelt wurde. Früher diente dieses biologische Stressprogramm dazu, den Körper auf Kampf oder Flucht vorzubereiten – zum Beispiel beim Zusammentreffen mit einem Säbelzahntiger. Heute werden diese Mechanismen durch Beruf und Alltagsstressoren aktiviert. Ziel des Vortrags war es, Mitarbeitende zu befähigen, Stress selbst zu erkennen, zu verstehen und angemessen zu steuern, um langfristig Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden zu fördern.
Im folgenden Vortrag ergänzte Carl-Andreas Krauel, Geschäftsführer der Biometric Underwriting GmbH, dass psychische Erkrankungen mit großem Abstand der häufigste Grund für eine Berufsunfähigkeit sind, mit 35,75 Prozent. Bei Menschen unter 50 Jahren sind es sogar mehr als 35 Prozent, die aufgrund psychischer Probleme nicht mehr arbeiten können. Jede dritte Person, die berufsunfähig wird, leidet etwa unter Depressionen, Burnout oder anderen psychischen Problemen. Diese Entwicklung habe sich dramatisch beschleunigt: Vor 2010 machten diese Fälle lediglich rund20 Prozent aus. Deshalb sei es ein zentrales Thema, wie eine betriebsweite Absicherung gegen Berufsunfähigkeit gestaltet werden könne. In seinem Vortrag „Spürbare Wirkung durch echte Fürsorge“ stellte Krauel dar, wie Unternehmen ihr Personal effektiv, kostengünstig und flächendeckend absichern können.

Krauel erläuterte die Problematik: Nur rund 25 % der Erwerbstätigen sind privat ausreichend versichert, viele Anträge auf staatliche Erwerbsminderungsrenten werden abgelehnt, und klassische Versicherungslösungen stoßen bei Rente, Kosten oder Auslandsaufenthalten an ihre Grenzen.
Als Alternativen wurden vorgestellt:
- Deutsche Versicherer: Rente 2.000–2.500 €, Prämie 3–5 % des Personalaufwands, teilweise Ausschlüsse, eingeschränkter Auslandsschutz
- Lloyd’s of London: Rente bis 75 % des Bruttogehalts (bis 40.000 €), 50 % Standardrente für alle Mitarbeitenden, Prämie 0,5–1,5 % des Personalaufwands, weltweite Absicherung
Durch den Einsatz einer betrieblichen Berufsunfähigkeitsversicherung können Unternehmen nicht nur Mitarbeitende effektiv absichern, sondern auch attraktiver als Arbeitgeberwerden und die Mitarbeiterbindung nachhaltig stärken.
Den Nachmittagsteil der Veranstaltung eröffnete Felix Schulze-Varnholt, Artenglück GmbH, Berlin. In seinem Vortrag „Ökologische Teamevents: Mitarbeitende begeistern und Fachkräfteanziehen und binden“ machte er deutlich, welche positiven Wirkungen das gemeinsame Anlegen und die Pflege von Blühwiesen oder Hochbeeten auf die Bindung zwischen Mitarbeitenden und Unternehmen haben können.

Im Programmpunkt „Innovative Impulse von Startups und jungen Unternehmen“ berichtete die Unternehmerin Heike Brinkhege, Teamwerkerin, von ihren Erfahrungen mit Mitarbeitenden, auch in schwierigen Zeiten wie wirtschaftlichen Krisen und Unternehmensverkäufen.
Wie Unternehmen Fachkräfte aus dem Ausland akquirieren können und welche technischen Unterstützungen dabei zur Verfügung stehen, machten Lara Grutzmann (4EIGN Talents GmbH), Adelina Kuliqi (Your Mellon Group), Ingo Henning (Ankaadia GmbH) sowie Oleksandr Kotsyuba (Linvelo @ BITECC™ GmbH) deutlich.
Zum Abschluss der Veranstaltung berichteten Kerstin Meyer-Leive (Projektplan Venture Consult GmbH), Florian Stöhr (Seedhouse Osnabrück) und Niklas Schwichtenberg (MACHacademy) über ihre Dienstleistungs- und Unterstützungsangebote.












